Kahlschlag in der Kinder- und Jugendarbeit verhindern
,Gemeinsame Presseerklärung von Nesim Arslan (Beirat Osterholz) und Manfred Steglich (Beirat Horn-Lehe)
Kahlschlag in der Kinder- und Jugendarbeit verhindern
Bremen, 8. Oktober 2025
Die Insolvenz des Bremer Trägers Petri & Eichen gGmbH hat gravierende Folgen für die Kinder- und Jugendarbeit. Besonders betroffen sind die offenen, niedrigschwelligen und sozialräumlichen Angebote in sozial benachteiligten Stadtteilen.
„Seit Jahren weisen Fachkräfte, Träger und Beiräte auf die chronische Unterfinanzierung der offenen Kinder- und Jugendarbeit (OJA) hin – geschehen ist kaum etwas“, erklärt Manfred Steglich, Beirat des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Horn-Lehe. „Jetzt zeigt sich die ganze Tragweite: Strukturen, die Kinder und Jugendliche vor Ort erreichen, brechen weg.“
In Horn-Lehe muss das örtliche Jugendhaus unter großem Zeitdruck einen neuen Träger finden. Noch dramatischer ist die Lage in Osterholz: Dort droht ein Kahlschlag in der Kinder- und Jugendarbeit. Betroffen sind zentrale Einrichtungen wie der Fitpoint, der Kinderbauernhof, das Jugendhaus Tenever, das alkoholfreie Jugendcafé und das Projekt „Guckmal“. Ohne neuen Träger bis Ende des Jahres liegt die offene Kinder- und Jugendarbeit in einem der kinderreichsten und zugleich sozial benachteiligten Stadtteile Bremens nahezu brach.
Die Kindertagesstätten von Petri & Eichen konnten inzwischen an andere Träger übergeben werden, da für sie eine garantierte staatliche Refinanzierung besteht. Die Stiftung für Kinder-, Jugend- und Soziale Hilfen (KJSH) übernimmt dagegen nur die wirtschaftlich tragfähigen Bereiche – vor allem stationäre und ambulante Hilfen zur Erziehung. Die offenen, präventiven und sozialräumlichen Angebote werden von der Übernahme ausgeschlossen und sind damit akut gefährdet.
Die Situation verschärft sich durch den Wegfall wichtiger ESF-Mittel, die bisher zur Stabilisierung vieler Projekte beitrugen. Die OJA befindet sich damit in einem chronisch unterfinanzierten Zuwendungsbereich, während andere Hilfen zuverlässig refinanziert werden.
Nesim Arslan, BSW-Beirat in Osterholz, warnt: „Gerade in Stadtteilen mit großen sozialen Herausforderungen wie Osterholz benötigen Kinder und Jugendliche Orte, die ihnen Orientierung, Teilhabe und Unterstützung bieten. Wenn diese Strukturen verschwinden, steigt der Druck auf Familien und Schulen – und am Ende zahlt die Gesellschaft einen höheren Preis.“
„Bremen hat in der Jugendhilfe seit Jahren die falschen Prioritäten gesetzt“, ergänzt Steglich. „Teure Einzelfallhilfen werden bevorzugt, während präventive, sozialräumliche Angebote vernachlässigt werden. Das ist kurzsichtig und unsozial.“
Die Forderungen der beiden BSW-Beiräte:
- Die KJSH muss nachbessern und auch die offenen, sozialräumlichen Projekte übernehmen.
- Träger stationärer Hilfen müssen verpflichtet werden, anteilig Projekte im Sozialraum zu betreiben – als Bedingung für ihre Betriebserlaubnis.
- Die Finanzierung der offenen Kinder- und Jugendarbeit muss bedarfsgerecht, planbar und langfristig gestaltet werden.
„Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist keine freiwillige Leistung, sondern ein Grundpfeiler sozialer Gerechtigkeit und Prävention“, betonen Arslan und Steglich. „Wenn Bremen jetzt nicht handelt, droht ein sozialer Rückschritt, dessen Folgen wir alle zu spüren bekommen.“
Kontakt:
Nesim Arslan – BSW, Mitglied im Beirat Osterholz
Manfred Steglich – BSW, Mitglied im Beirat Horn-Lehe