BSW Bremen fordert soziale Wohnungswende
,PRESSEMITTEILUNG
Bremen, 11.12.2025
Bremen ist bundesweit Spitzenreiter bei Wohnarmut – BSW fordert soziale Wohnungswende und Warmmieten-Schutz
Die neue Studie des Paritätischen Gesamtverbandes zeigt ein alarmierendes Bild: Kein anderes Bundesland ist so stark von Wohnarmut betroffen wie Bremen. 33,4 Prozent der Menschen im Land Bremen lebten im Jahr 2024 in Wohnarmut – das entspricht rund 224.000 Betroffenen. Das BSW Bremen fordert vor diesem Hintergrund eine konsequente soziale Wohnungswende.
„Die Zahlen bestätigen, was wir seit Jahren beobachten: Die Wohnkosten treiben Menschen in Bremen systematisch in die Armut“, sagt Manfred Steglich, Landesvorstandsmitglied des BSW Bremen und Armutsforscher. „Wohnen ist längst zum entscheidenden Armutsfaktor geworden – und die Politik reagiert nur auf Symptome, statt die Ursachen anzugehen. Was wir brauchen, ist ein grundlegender Kurswechsel.“
Wohnkosten als Armutsfalle – besonders für Familien, Singles und Ältere
Die Studie bereinigt Einkommen um real anfallende Warmmieten und Stromkosten. Dadurch zeigt sich ein deutlich realistischeres Bild der sozialen Lage als in bisherigen Armutsstatistiken.
Bundesweit steigt die Zahl der armutsbetroffenen Menschen in dieser Betrachtung von 13 auf 18,4 Millionen – 5,4 Millionen mehr, die durch hohe Wohnkosten unter die Armutsgrenze gedrückt werden.
Besonders betroffen sind laut Studie:
- junge Erwachsene
- ältere Menschen
- Alleinerziehende
- Familien mit drei oder mehr Kindern
„Diese Gruppen finden wir in Bremen überdurchschnittlich oft in ohnehin stark belasteten Stadtteilen“, so Steglich. „Das Zusammenspiel aus niedrigen Einkommen, teuren Wohnungen und fehlenden Alternativen macht Wohnen für viele Menschen zu einem existenziellen Risiko.“
Bremen braucht eine soziale Wohnungswende – nicht kosmetische Mietbremsen
Das BSW begrüßt zwar die Verlängerung der Mietpreisbremse durch den Bremer Senat, kritisiert aber die Untätigkeit bei den strukturellen Ursachen der Wohnkostenkrise.
„Eine Mietpreisbremse ohne konsequente Kontrolle, ohne gemeinnützige Wohnungswirtschaft und ohne massiven sozialen Wohnungsbau bleibt reine Symbolpolitik“, so Steglich. „Was Bremen braucht, ist ein Systemwechsel.“
Zentrale Forderungen des BSW Bremen:
- Gemeinnützigkeit für Gewoba und Brebau
Wohnungsbestände müssen dauerhaft dem Markt entzogen und sozial orientiert geführt werden.
- Warmmietenneutralität bei energetischen Sanierungen
Klimaschutz darf nicht zur neuen Armutsfalle werden. Das BSW fordert:
- deutlich längere Umlagezeiträume,
- Begrenzung des umlagefähigen Anteils,
- staatliche Zuschüsse für einkommensarme Haushalte.
- Neubauoffensive für bezahlbaren Wohnraum
Mindestens 5.000 neue Sozialwohnungen bis 2030 – schwerpunktmäßig in entlasteten Stadtteilen, um soziale Segregation zu reduzieren.
- Sozialraumprogramm für die zehn am stärksten belasteten Quartiere
Gezielte Investitionen in:
Bahnhofsvorstadt, Lüssum-Bockhorn, Gröpelingen, Kattenturm, Hemelingen, Blumenthal, Huchting, Oslebshausen, Woltmershausen, Tenever.
- Schutz für besonders betroffene Gruppen
- kommunaler Miet- und Energiesicherungsfonds
- Programme gegen Altersarmut
- Unterstützung für Alleinerziehende und Großfamilien
- bezahlbare Kitas, Schulen und städtische Angebote
Die Wohnungsfrage entscheidet über soziale Gerechtigkeit
„Bremen ist sozial gespalten wie kaum eine andere Stadt – und die Wohnungsfrage steht im Zentrum dieser Spaltung“, sagt Steglich. „Wenn eine Familie nach Abzug der Warmmiete kaum noch Geld für Essen, Mobilität oder Bildung hat, ist das kein Einzelfall mehr, sondern ein strukturelles Politikversagen.“
Die Kombination aus dem Sozialmonitoring 2025 und der neuen Studie des Paritätischen zeige klar, dass Bremen eine doppelte Krise erlebe: steigende Armut und steigende Wohnkosten – beides verstärke sich gegenseitig.
„Was wir jetzt brauchen, ist eine soziale Wohnungswende – mutig, strukturell und gemeinwohlorientiert. Ohne eine solche Wende wird sich die Armutsspirale in Bremen weiter drehen.“
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Foto: IMAGO / Bihlmayerfotografie - ID0840175983